Mein ‘Nicht’-Freund, der ‘GKV-Kliniksimulator’ – oder: „Warum ich Entscheidungen, die aufgrund dieses Tools getroffen werden, für falsch halte.“

Dieser Beitrag wird ein ziemlich langer Beitrag werden, denn das Tool und seine Auswirkungen sind sehr komplex. Es ist jedoch unabdingbar, das alles einmal aufzuschlüsseln, um zu verstehen, wie die Entscheidungen getroffen werden und welche Auswirkungen sie auf uns alle haben.

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Begriffserklärung:

Fachabteilung

Eine Fachabteilung in einem Krankenhaus ist ein personell und räumlich abgegrenzter Bereich, der sich auf eine bestimmte medizinische Disziplin konzentriert. Sie wird von Ärzten mit spezifischer Weiterbildung, z.B. Facharzt, geleitet. Beispiele für Fachabteilungen sind Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Neurologie.

Fachabteilungsstruktur

Die Fachabteilungen untergliedern sich meist in mehrere Stationen und werden jeweils durch einen Chefarzt geführt. Diese Fachabteilungen können in Spezialabteilungen aufgegliedert sein und werden in einzelne Fachbereiche eingeteilt.
Beispiel Chirurgie: Orthopädische Chirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Neurochirurgie …
Beispiel Innere Medizin: Schlaganfall, Kardiologie mit Herzkatheter, Endokrinologie, …

GKV-Kliniksimulator

Der GKV-Kliniksimulator ist ein Onlinetool, mit dem man simulieren kann, welche Auswirkungen die Schließung eines Krankenhauses der Grundversorgung (siehe auch „Grundversorger“ auf die stationäre Versorgung der Menschen im Einzugsbereich dieses Krankenhauses hat.

Grundversorger (auch: Krankenhaus der Grundversorgung)

Laut Webseite des GKV-Kliniksimulators müssen Grundversorger für Erwachsene zumindest die Fachabteilung Innere Medizin und eine chirurgische Fachabteilung vorhalten und zusätzlich mindestens die Stufe der Basisnotfallversorgung gemäß den Notfallstufen-Regelungen des G-BAs vorweisen können.

Aber:
Problematisch ist, dass im Standortverzeichnis nach § 293 Abs. 6 SGB V bislang keine Informationen zur Fachabteilungsstruktur der jeweiligen Krankenhausstandorte vorliegen. Die Grundversorger wurden daher anhand der der Informationen von Krankenhausexperten der gesetzlichen Krankenkassen sowie zusätzlichen Informationen aus den stationären Abrechnungsdaten der Krankenkassen des Jahres 2022 identifiziert.
Das bedeutet, dass ein Krankenhaus, dass überhaupt keine Grundversorgung wie akute Bauchchirurgie (Blinddarm, Gallenblase, Darmverschluss) durchführt und auch im Bereich der Inneren Medizin nur z.B. Schlaganfallversorgung macht, aber keine Patienten mit Norovirus oder entgleistem Diabetes mellitus aufnimmt, trotzdem als Grundversorger gilt, einzig und allein weil die Fachabteilung Chirurgie und Innere Medizin an die zuständigen Stellen gemeldet wurde. Und damit wird das Krankenhaus als bedarfsrelevant gewertet, obwohl es an der Grundversorgung mit oftmals akuten Notfällen nicht oder nur bedingt teilnimmt.

Grundversorgung

Ein Krankenhaus der Grundversorgung (auch „Grundversorger“ genannt) muss in der Regel eine Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, also eine Fachabteilung für Bauchchirurgie, haben. Diese Fachabteilung ist ein fester Bestandteil der Grundversorgung, die ein Krankenhaus für alle Patienten bereitstellt.

Sicherstellung (betrifft: sicherstellungsrelevant oder auch bedarfsrelevant)

Die Länder sind für die Krankenhausplanung zuständig, einschließlich der Zulassung von Krankenhäusern und der Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung. 
Landkreise sind Träger des Sicherstellungsauftrags und somit für die medizinische Versorgung in ihrem Gebiet verantwortlich, wie auch für die Krankenhäuser, den öffentlichen Gesundheitsdienst und den Rettungsdienst. 
Die Länder und Landkreise müssen eine bedarfsgerechte stationäre Versorgung sicherstellen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnitten ist. 
Die Länder erarbeiten Krankenhauspläne, um die Struktur der stationären Versorgung zu definieren und eine optimale Versorgung zu gewährleisten. 
Um die Sicherstellung der stationären Versorgung zu unterstützen, gibt es für Krankenhäuser, die eine wichtige Rolle für die wohnortnahe Versorgung spielen, spezielle Zuschläge. 
Ob das Land ein Krankenhaus als relevant für die Sicherstellung betrachtet, wird anhand verschiedener Parameter bewertet. Dazu werden unter anderem die Simulationen des GKV-Kliniksimulators herangezogen.

somatisch

“Somatisch” im Bezug auf Krankenhäuser bezieht sich auf Krankenhäuser oder Einrichtungen, die sich auf die Behandlung von körperlichen, organischen Erkrankungen konzentrieren. Diese Krankenhäuser bieten medizinische Versorgung für eine Vielzahl von somatischen Erkrankungen an, einschließlich allgemeiner medizinischer Behandlungen, chirurgischer Eingriffe, Rehabilitationsmaßnahmen und spezialisierte Bereiche wie Kardiologie, Onkologie oder Neurologie. 

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Die Probleme fangen gleich mit dem GKV-Simulator selbst an:

  1. Es kann immer nur simuliert werden was geschieht, wenn EIN Krankenhaus der Grundversorgung im Umkreis geschlossen wird. Die Simulation von zwei oder noch mehr Krankenhäusern ist nicht möglich. Ich werde das weiter unten auch grafisch noch darstellen.
  2. Die im GKV-Kliniksimulator hinterlegten Simulationen sind alle vom 16.07.2024. Krankenhäuser, die danach geschlossen wurden, sind nicht erfasst. Dennoch werden aufgrund dieser Daten auch heute noch Entscheidungen getroffen.
  3. Die im GKV-Kliniksimulator hinterlegten Simulationen basieren auf den Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2022, das heißt, sie sind jetzt drei Jahre alt.

Alle diese Informationen kann man übrigens auch auf der Webseite des GKV-Kliniksimulators finden, das sind also keine “Geheiminformationen”.

Natürlich benötigt man für Entscheidungen valide Daten. Leider ist es aber auch so, dass der Politik durchaus bekannte Problematiken einfach ignoriert werden.

Fehlerproblematik 1:

Die nachfolgendenden Grafiken zeigen Auswertungen für folgende acht Krankenhäuser:
Altenkirchen, Hachenburg, Eitorf, Kirchen, Dierdorf, Waldbröl, Freudenberg und Dernbach.

Auf den Grafiken wird jeweils gezeigt, wie sich die Fahrzeiten für die Menschen ändert, wenn das jeweilige Krankenhaus geschlossen wird, wie viele Menschen betroffen sind und wie viele weitere Grundversorger (siehe Begriffserklärung) in der gesetzlich vorgegebenen Zeit von 30 Minuten erreichbar sind.

Hier fällt zum Beispiel auf, dass bei dem Krankenhaus in Eitorf angegeben ist, dass es keinen weiteren Grundversorger gibt, der in 30 Minuten erreichbar ist. Das bedeutet dann aber ja auch im Umkehrschluss, dass Eitorf von Altenkirchen aus ebenfalls nicht in 30 Minuten erreichbar sein kann.

Beim Krankenhaus in Altenkirchen ist angegeben, dass es einen in 30 Minuten erreichbaren Grundversorger gibt. Damit ist eindeutig das Krankenhaus am Standort Hachenburg gemeint.

Laut Aussage von Gesundheitsminister Clemens Hoch sind aber mehrere Krankenhäuser in 30 Minuten erreichbar: Da ist seiner Meinung nach zunächst Hachenburg (das aber eigentlich KEIN Grundversorger ist, dazu unten mehr). Und dann endet laut Herrn Hoch die Gesundheitsversorgung ja nicht an Kreis- und Landesgrenzen, daher wird auch Eitorf und Dierdorf immer wieder genannt. Der GKV-Kliniksimulator sagt dazu aber etwas anderes, denn sonst wäre bei der Simulation der Schließung von Altenkirchen dort ja die Zahl 3 für drei Grundversorger aufgeführt, nämlich die Krankenhäuser in Hachenburg, Eitorf und Dierdorf.

Auch die Krankenhäuser in Kirchen oder Waldbröl sind nicht in 30 Minuten erreichbar.

Was genau erzählt uns Herr Hoch da eigentlich? Warum sagt er etwas, was der GKV-Kliniksimulator eindeutig widerlegt?

Warum ist Hachenburg eigentlich KEIN Grundversorger?

Ich verweise zunächst auf die Begriffserklärung Grundversorgung, Fachabteilung und Fachabteilungsstruktur, denn diese sind für das Verständnis wichtig.

In Hachenburg gibt es die Fachabteilung Chirurgie und Innere Medizin. Diese sind so gemeldet und aufgrund dessen gilt Hachenburg als Grundversorger.

Die Realität sieht jedoch so aus, dass in Hachenburg keine Bauchchirurgie stattfindet und Bauchchirurgie ein MUSS ist für ein Krankenhaus der Grundversorgung. Das sieht die GKV genau so vor.

Doch in Hachenburg wird nur orthopädisch oder unfallchirurgisch-orthopädisch operiert. Patienten mit einem sogenannten „akuten Bauch“ (z. B. Blinddarmentzündung, Gallenblasenentzündung oder Darmverschluss oder auch Bauchverletzungen nach Unfällen) können dort nicht behandelt werden, weil es die notwendigen Chirurgen dort nicht gibt. Die Zeiten, in denen ein Chirurg einfach alles operierte, sind längst vorbei. Heute fängt die Spezialisierung in der Chirurgie schon sehr früh an.

Aus diesem Grund müsste Hachenburg eigentlich aus dem GKV-Kliniksimulator gestrichen werden. Aufgrund dessen aber, dass lediglich die Fachrichtungen entscheidend sind, ob ein Krankenhaus im GKV-Kliniksimulator aufgeführt ist, bleibt Hachenburg im Tool. Das führt zu signifikant falschen Ergebnissen bei den Simulationen zu Fahrtzeiten und Anzahl der betroffenen Menschen, die mehr als 30 Minuten Fahrzeit zum nächsten Grundversorger haben, wenn ein Krankenhaus im Umkreis von Hachenburg geschlossen wird. Und es führt auch jetzt schon zu falschen Ergebnissen, denn Fakt ist, dass die Menschen in Hachenburg und Umgebung im Hachenburger Krankenhaus keine Grundversorgung erhalten, sondern sich nach Kirchen, Dierdorf, Dernbach oder Montabaur wenden müssen. Jetzt schon! Also handelt es sich um falsche Informationen aus dem offiziellen Tool und um falsche Aussagen des Ministers. Altenkirchen wäre möglich gewesen und wäre für viele Betroffene das nächstgelegene Krankenhaus der Grundversorgung gewesen, aber das hält der Minister ja für nicht bedarfsrelevant.

Die Tatsache, dass in Hachenburg keine Bauchchirurgie stattfindet und Hachenburg deshalb faktisch und realistisch kein Krankenhaus der Grundversorgung ist, ist Minister Clemens Hoch spätestens seit seinem Besuch der ersten Kreistagssitzung bekannt, denn wir von der BI haben ihm das persönlich mitgeteilt und das haben wir auch im 2. Offenen Brief deutlich angesprochen. Leider hat Herr Hoch auf diesen Brief nicht mehr geantwortet.

Fehlerproblematik 2:

Leider lässt sich mit dem Kliniksimulator immer nur die Schließung eines Krankenhauses simulieren. Die Realität sieht aber inzwischen so aus, dass immer öfter mehrere Krankenhäuser in einem größeren Umkreis geschlossen werden. Dies lässt sich aber mit diesem Tool aus dem Jahr 2016 nicht abbilden.

Auch finden sich in dem Tool noch Krankenhäuser, die es bereits seit Herbst 2024 nicht mehr gibt oder die eigentlich keine Grundversorgung machen. Dies führt ebenfalls zu erheblichen Verzerrungen bei den Angaben zu Fahrzeiten und der Angabe der betroffenen Menschen mit mehr als 30 Minuten Fahrzeit zum nächsten Grundversorger.

Wir haben versucht, diese Problematik mal aufzuarbeiten und Grafiken anhand der Situation in Altenkirchen erstellt. Und da hat man auf einmal ziemlich große weiße Flecken auf der Landkarte, wenn man die Realität berücksichtigt und nur tatsächliche Grundversorger betrachtet, anstatt diejenigen, die „auf dem Papier die Grundversorgung sichern“.

Grafik 9 – Krankenhäuser im Norden von Rheinland-Pfalz laut GVK_Kliniksimulator

Hier erstmal eine Übersichtskarte des nördlichen Rheinland-Pfalz und der benachbarten Kreise. Diese Krankenhäuser sind derzeit im GKV-Kliniksimulator hinterlegt. Da die Daten aus dem Jahr 2022 stammen und die Simulationen im Juli 2024 gemacht wurden, ist Altenkirchen dort noch zu sehen.

Unserer Meinung nach müsste diese Karte eigentlich so aussehen:

Grafik 10 – Realistische Situation der Krankenhäuser im Norden von Rheinland-Pfalz

Begründung:
1. Das Krankenhaus der Grundversorgung in Altenkirchen gibt es nicht mehr, die somatischen Stationen wurden geschlossen. Dort ist nur noch die Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie 6 Betten der Schmerztagesklinik.
2. Das Krankenhaus in Hachenburg ist, wie oben bereits erklärt, realistisch gesehen kein Krankenhaus der Grundversorgung.
3. Das ehemalige DRK-Krankenhaus in Neuwied wird massiv zurückgebaut und zu einem vorwiegend ambulanten Zentrum umgebaut.
4. Das Verbundkrankenhaus Linz-Remagen ist insolvent. Es heißt, es solle ein neues, großes Haus in Linz geben und das Krankenhaus in Remagen geschlossen werden.

Grafik 11 – Betroffene Gebiete der Menschen, die nach der Schließung der somatischen Stationen in Altenkirchen mindestens 20-30 Minuten fahren müssen, um ins nächste Krankenhaus der Grundversorgung zu kommen – Grafik entspricht der Einschätzung des GKV-Kliniksimulator

Grafik 11 zeigt die aktuelle Situation für die Menschen im Bereich der Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm und Wissen sowie Teile des Kreises Neuwied. Der Kliniksimulator geht hier davon aus, dass in Hachenburg ein Grundversorger die Menschen versorgen kann.

Grafik 12 – Betroffene Gebiete der Menschen, die bei einer Schließung des Krankenhauses in Hachenburg mindestens 20-30 Minuten fahren müssen, um ins nächste Krankenhaus der Grundversorgung zu kommen – Grafik entspricht der Einschätzung des GKV-Kliniksimulator

Der Kliniksimulator geht bei der Simulation davon aus, dass das Krankenhaus in Altenkirchen noch in Betrieb ist. Und damit kommen wir zur Darstellung der tatsächlichen Situation:

Grafik 13 – Darstellung der derzeit tatsächlichen Situation

Die Grafik 13 zeigt die unserer Meinung nach reale Situation: Die somatische Versorgung in Altenkirchen ist nicht mehr möglich. Eine Grundversorgung nach GKV-Vorgabe findet in Hachenburg nicht statt. Der rote Punkt in der Mitte symbolisiert das Gebiet, in dem der Kliniksimulator davon ausgeht, dass die Menschen innerhalb von 0-20 Minuten das nächste Krankenhaus der Grundversorgung erreichen. Das ist aber realistisch nicht gegeben.

Das Problem lässt sich auch nicht einfach lösen, denn das Krankenhaus in Hachenburg hat lediglich 2 Operationssäle, die vorwiegend mit geplanten Operationen belegt sind. Es wäre gar nicht möglich, dort Notfalloperationen anzusetzen bzw. einen der Operationssäle dauerhaft für Notfälle freizuhalten.

Grafik 14 – Das Gebiet, das von einem Neubau und der Schließung der bisherigen Häuser betroffen wäre
Grafik 15 – Das Gebiet mit Beibehaltung und Ausbau des Krankenhauses in Altenkirchen
Grafik 16 – Das Gebiet mit einem Neubau bei Hachenburg

Wenn man sich die Grafiken 14, 15 und 16 auf den ersten Blick anschaut, dann kann man die Argumente der Politik für den Standort Müschenbach/Hachenburg verstehen.

Was dabei aber vergessen wird: Ein Neubau wäre frühestens in 10 Jahren betriebsbereit! Und die Wahrheit ist: es sieht jetzt im nördlichen Rheinland-Pfalz aus wie in der Grafik 13. Es gibt für sehr viele Menschen keine Grundversorgung, die innerhalb von 30 Minuten erreichbar ist!

Soll das noch 10 oder gar 15 Jahre so bleiben? Wir finden nein!

Es ist sicher richtig: eine Aufstockung und Erweiterung in Altenkirchen würde für viele Menschen bedeuten, dass sie 30-40 Minuten fahren müssten anstatt 20-30 Minuten, insbesondere aus dem Bereich rund um Bad Marienberg und Rennerod. Aber dass der nördliche Teil des Westerwalds (mit Ausnahme von Kirchen) 10-15 Jahre ein weißer Fleck auf der Landkarte der Grundversorgung bleibt? Nein, das ist unverantwortlich! Und man kann ja in Hachenburg dennoch eine Regio-Klinik aufrecht erhalten.

Gesundheitsminister Hoch hat gemeint, dass Kirchen als alternativer Standort (statt Müschenbach) für ein Zentralkrankenhaus besser geeignet sei als Altenkirchen.

Grafik 17 – Das Gebiet mit einem Zentralkrankenhaus in Kirchen

Das sehen wir anders: man schaue sich an, wie viele Krankenhäuser es in relativer Nähe zu Kirchen gibt. Das sind über 1.500 Betten, die in direkter Konkurrenz zu Kirchen stehen würden. Es gibt in Siegen quasi alle Fachrichtungen, wie soll ein Zentralkrankenhaus Kirchen dann einigermaßen wirtschaftlich arbeiten können?

Schaut man sich noch einmal Grafik 15 an, macht ein Zentralkrankenhaus in Altenkirchen durchaus Sinn, erst recht, wenn man sich dann auch noch die Bettenzahlen im Umkreis von Altenkirchen berücksichtigt.
Mit dem Wegfall von Altenkirchen und der Nicht-Grundversorgung in Hachenburg gibt es für viele Menschen aus dem Raum Altenkirchen keinen Grundversorger mehr, der noch innerhalb von 30 oder sogar 40 Minuten erreichbar ist.

Das Krankenhaus in Eitorf, von dem der Kliniksimulator sagt, dass es im 30-Minuten-Umkreis keinen anderen Grundversorger gibt (siehe Grafik 3), hat 95 Betten.

Das Krankenhaus in Dierdorf, dass laut Kliniksimulator auch mehr als 30 Minuten entfernt von Altenkirchen ist (siehe Grafik 5), hat 85 Betten.

Das sind die beiden Krankenhäuser, die am nächsten an Altenkirchen dran sind.

Die Krankenhäuser in Asbach und Selters sind laut Kliniksimulator keine Grundversorger.

Wir haben uns die Arbeit gemacht und die Fahrzeit für 27 Ort im nördlichen Rheinland-Pfalz zu 30 Kliniken im akzeptabel erreichbaren Umfeld ausgearbeitet. Die Fahrzeiten beziehen sich auf Sonntagsmorgens ab 8:00 Uhr.
Die Ergebnisse haben uns zum Teil selbst sehr überrascht.

Nehmen wir als erstes Menschen aus Altenkirchen und das Krankenhaus in Altenkirchen, dessen somatischen Stationen inzwischen alle geschlossen sind.

Grafik 18 – Laut dem GKV-Kliniksimulator wäre kein Krankenhaus der Grundversorgung mehr für die Einwohner rund um Altenkirchen in 30 Minuten erreichbar, wenn Altenkirchen geschlossen wird (was ja bereits der Fall ist!) und das Krankenhaus in Hachenburg real so eingeschätzt würde, wie es richtig wäre: Das Krankenhaus ist kein Krankenhaus der Grundversorgung, sondern weitestgehende eine Fachklinik!

Würde man nun davon ausgehen, dass das Krankenhaus wie in unseren theoretischen googlemaps-Fahrzeiten sonntagsmorgens um 8:00 Uhr innerhalb von 25 Minuten erreichbar ist, dann kämen auf ein erreichbares Krankenbett 428 Menschen aus der VG Altenkirchen-Flammersfeld. Nirgendwo bei den anderen 26 Orten, die wir herausgesucht haben, haben wir so ein schlechtes Bett : Einwohner-Verhältnis gefunden, wie bei Altenkirchen.

Grafik 19 – Mindestens 421 Einwohner kommen auf jedes im 30-Minuten-Radius vorhandene Krankenbett!

Bei den 421 Einwohnern aus der VG Altenkirchen-Flammersfeld, die sich die wenigen Betten teilen müssen, ist natürlich noch nicht berücksichtigt, dass das Krankenhaus in Dierdorf noch einen weitaus größeren Einzugsbereich hat und ja nicht nur darauf wartet, dass “die Altenkirchener” kommen.

Wir haben uns in Grafik 18 bewusst dafür entschieden, Dierdorf als “nicht in 30 Minuten erreichbar” einzuschätzen. Warum? Weil der Gesundheitsminister sich in seinen Aussagen immer auf die Daten der Krankenkassen bezieht. Wenn wir das wie Herr Hoch ebenfalls machen, dann ist nach Auswertung der Krankenkassendaten kein Krankenhaus in 30 Minuten erreichbar.

Wir haben auch das noch einmal versucht, grafisch darzustellen:

Grafik 20 – Feststellungen aus den Simulationen des GKV-Kliniksimulators

Soweit der GKV-Kliniksimulator. Und die Realität sieht dann so aus:

Grafik 21 – Feststellung der Realität

Die weiteren 26 Orte fügen wir hier als Galerie klein ein, die kann sich dann jeder anschauen, das sprengt hier sonst den Rahmen.

Die Wahrheit sieht also bei weitem nicht so rosig aus, wie Herr Minister Hoch, Frau Bätzing-Lichtenthäler und Herr Hering überall erzählen.

Und das ist auch der Grund, weshalb wir nicht aufgeben und nicht schweigen dürfen.

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